Baubericht FF-03(pro)

Vor einigen Tagen ist meine neueste Errungenschaft eingetroffen. Ein Rennflitzer mit Vorderradantrieb und Frontmotor, der FF-03pro von Tamiya. Es folgt nun ein Baubericht, wie immer aus meiner Sicht 🙂

Ich öffne die Schachtel und sortiere die ganzen Sackerln mit den einzelnen Plastikteilen drinnen.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass im Gegensatz zum TA-06pro -meinem Allradflitzer- keine carbonverstärkten Teile beiliegen. Macht nichts denke ich mir, mit dem Auto fährt man ja eh als erster durchs  Ziel :P. Ich schnappe mir die Bauanleitung und blättere diese durch. Dann richte ich mir mein Werkzeug her und beginne mit dem Zusammenbau.
Gleich zu Beginn darf man ein Kugeldifferential für die Vorderachse zusammenbauen. Ich nehme also die Plastik-Abtriebe die gleichzeitig als Differentialverschluss dienen und die dazugehörigen Metallringe und suche den in der Anleitung beschrieben „Syntetic Rubber Zement“.
Ich finde Fette jeglicher Art, aber keinen Klebstoff. Also befrage ich das allwissende Internet und merke recht schnell, dass es diesen Kleber sogar von Tamiya gibt- in einer lächerlichen 2g Tube.
Aber Tamiya war offensichtlich zu geizig, diese 2gramm Tube Kleber dem Pro Bausatz beizulegen.
Ein ärgerlicher Umstand, da zu diesem Zeitpunkt die Geschäfte bereits zu hatten und ich unbedingt weiterbauen wollte.  Bei der Suche nach dem Klebstoff ist mir in den Teilen des Bausatzes auch gleich aufgefallen, worin sich der Pro Bausatz des Vorderradlers im Gegensatz zum Allrad-Bausatz noch unterscheidet: Plastikabtriebe statt der stabileren Alu-Ausführung, Stahlknochen statt der schönen, wartungs- und reibungsärmeren Halbachsen,  der Hauptzahnradmitnehmer ist ebenso aus Plastik statt aus Aluminium und in der Lenkung regnet es Metall-Gleitlager statt Kugellager. Liebe Tamiyaner, der FF-03pro ist kein „pro“ Bausatz. Der gehört dringend umbenannt in z.B.“ FF-03 Alublingbling aber kaum nützliches Tuning dabei“
Aber zurück zum Klebstoff, gefragt war ein Kleber der Metall und Kunststoff verkleben kann und in meiner „Pfeilbastelabteilung“ wurde ich sogar fündig und habe -leicht ärgerlich- die Metallscheiben auf diese hässlichen und unnötigen Kunststoffabnehmer geklebt. Es folgt der übliche Schmarrn die Kugeln einzufetten und in die Löcher zu legen und das ganze Differential zu verschließen.
Aus Sicht des Schraubers hat das Kugeldifferential zwei Vorteile und viele Nachteile:
+ Kein Öl drinnen, damit Dicht und versaut nicht das ganze Fahrzeug
+ Stufenlos sperrbar, ich muss nicht mit 10 Ölen rumpanschen
– Wartungsintensiv, das Differential muss oft ausgebaut werden.
– Zeitintensiv, durch den Komplexen Verbau der Getriebebox muss das halbe Auto zum Warten des Differentials zerlegt werden.
– für stärkere Motoren ist dieses Kunststoffteil erfahrungsgemäß nicht geeignet.
– … kann beliebig ergänzt werden mit Nachteilen die mir noch nicht bekannt sind 😀

Ich baue also das Differential fertig zusammen, setze die übrigen Zahnräder zum Differential in die Getriebebox, fette das Ganze ein und verschließe es.
Juhu, der erste große Schritt ist geschafft!
An die Getriebebox kommen die Aluplatte für die Motorhalterung und noch einige Kunststoffteile dran, damit diese schön am Chassis montiert werden können. Danach folgen Zahnradmitnehmer und Hauptzahnrad, welches sich übrigens gleich beim ersten drehen als wenig stabil herausstellt. Ohne Motorritzel das aufs große Zahnrad „drückt“ eiert das große Zahnrad. Dieser Effekt ist dem minderwertigen Plastik-Mitnehmer zu verdanken, großes Kino Tamiya, ganz großes Kino :D.
Nachdem ich zum den zweiten Frust über den vermeintlichen pro Bausatz überwunden habe, baue ich weiter. Die gleitgelagerte Lenkung wird aufs Chassis geschraubt, die IFS-„Dämpferbrücke“ wird fertig geschraubt.
Mit der Zeit bemerke ich eine weitere Tatsache die Tamiya offenbar dazu veranlasst hat diesen Bausatz „pro“ zu nennen. Jede Menge Alu-Stangen zum verstellen von Spur, Sturz, Dämpfung.  Temperatur, Elektronenmischverhältnis des Reglers, Schleuderstärke der Waschmaschine und Umdrehung des Föhn-Propellers. Es ist somit „alles mechanisch verstellbar“ ein Attribut offensichtlich den Pro-Modellen zugeschrieben wird :P.
Ich fahre mit dem Zusammenbau fort und erreiche bald den Punkt an dem die Radaufhängungen montiert werden sollen. Zu meiner Freude kenne ich dieses System bereits von meinem Allrad-Flitzer und komme damit gut zurecht. Im Gegensatz zum TA-06pro verzichtet Tamiya auf 38 Distanzringe aus Metall und lässt den geneigten Bastler 2 Ringe aus Plastik in unterschiedlichen längen einbauen.
Ich denke mir da das Fahrzeug in den meisten Augen der nicht RC-begeisterten Erwachsenen ein Spielzeug ist, muss man dieses Spiel auch im Endprodukt wieder erkennen und baue die Aufhängungen der Anleitung entsprechen fertig zusammen.
Ein wenig beruhigt bin ich, dass ich die höherwertigen Ersatzteile für meinen Allrad-Renner zumindest an den Aufhängungen verwenden kann. Nach jedem wegstehenden Reifen gibt es somit eine Aufwertung für den Vorderrad-Boliden.
Ich baue bereits die komplette vordere Hälfte des Bausatzes zusammen. Dort fehlen nur noch die Dämpfer und die Reifen und beginne mit dem Zusammenbau der hinteren „Mittläufer-Achse“.
Diese ist recht einfach und schnell zusammen gebaut, da es hier keinerlei Antrieb unterzubringen  gilt und somit kann diese auch bald fertig aufs Chassis geschraubt werden.
Doch welchen Radstand soll ich nehmen? Large, Medium oder Small? Ich befrage das Internet nach Karosserien für die unterschiedlichen Radstände und stelle fest: Large, wir bauen das Ganze auf Large zusammen. Warum? Das ist einfach erklärt: Es gibt keine Karosserien von Tamiya für die anderen beiden Radstände. Soll ich mich über den Sinn des Ganzen auslassen oder lasse ich das LeserINeninen  an dieser Stelle einfach selbst darüber sinnieren? :D.
Meine Aufhängung heißt übrigens jetzt „FF-03L-AAiS“ – für alles andere ist sinnlos.
Ich mache mich an den Zusammenbau der Dämpfer und freue mich sehr darüber, dass dies bereits der dritte Satz TRF-Dämpfer ist den ich nach Anleitung zusammenbaue und nebenbei bemerkt die dritte abweichende Anleitung. Einmal gibt es kleine rosane Schaumstoffnupferln dazu die man oben reinlegen soll, dann gibt es wieder einen Gummiring den man auf den Kolben schiebt, oder im Falle meines TA-06 gibt es keines von beiden. Liebe Tamiya-Ingenieure, legt den Reis-Wein beiseite und konzentriert euch auf Euro Arbeit!.
Die Dämpfer werden fertig gestellt. Mangels Vakuum-Luftblasenentferner nicht schnell, dafür langsam und mit großer Sorgfalt!
Der Bausatz ist so gut wie fertig. Es muss noch das ganze Elektrikzeugs rein, Motor-Regler, Lenkservo, Empfänger und Akku. das Carson Brushless-Set von mir passt zwar rein, aber die Kabeln vom Regler zum Motor sind zu kurz, da ich kein anderes Auto zerlegen will, verzichte ich auf den Einbau von Regler und Motor fürs erste und baue nur noch den Lenkservo ein.
Mein Regenauto ist nun soweit möglich fertig. Es hat vier Räder die sich drehen und lenken kann man immerhin auch zwei davon. Herz was willst du mehr :D.
Ausständig ist jetzt nur noch ein Test des ganzen. Das Fahrverhalten des Fahrzeuges ist nunmehr auch das einzige, das mich von neutral auf positiv Umstimmen kann wenn ich an das Fazit des pseudo-pro Bausatzes denke und somit beende ich meinen Baubericht mit den Worten eines berühmten, österreichischen Heimwerkers: Aber DAS ist eine andere Geschichte!.

P.S.: NEIN, ich kaufe mir keinen TT-01!  So ein Teil findet man, lässt es sich schenken,  gewinnt es oder baut es sich aus dem Inhalt zahlreiche Kinder-Überraschungseier nach!:D

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4 Comments

  1. Lieber Lucas
    Vielen Dank für den detailgetreuen Bericht. Ich habe mich mal wieder königlich amüsiert. Deine Berichte erhellen mir jedes Mal den Tag, sie sind einfach genial geschrieben.:heh:
    Liebe Grüsse
    Patrizia

  2. Hallo Lucas, wieder einmal ein toller Bericht. Lustig das zu lesen.
    Eine kleine Kritik hätte ich aber! Den letzten Satz, da ist irgenwas mit Überaschungseiern gestanden – den hättest weg lassen können *ggggrrr* 😉

    Na Spaßal – super dein Bericht

  3. Hi Lucas!
    Das mit den Ü-Eiern würd ich echt cool finden, wobei den Zuckerschock muss ma halt überwinden können, bis ma des passende Ersatzteil fürn Plastikbomber gefunden hat.
    Wie üblich, sehr nett geschriebener Bericht – weiter so 😉

    lg
    Martin

  4. Es hat lange gedauert, aber die ersten Tests sind abgeschlossen. Nachdem ich einige Anfänger-Fehler heute behoben habe, wurde der FF-03pro (erneut aber diesmal ausgiebig) getestet.
    Der erste Eindruck:
    Ein erstklassiges Fahrzeug. Bewegt wird er zwar nur mit einer Cupmachine aber ist trotz reinem Vorderradantriebes konkurenzfähig und kann durchaus mit gleichmotorisierten vierradbetriebenen Fahrzeugen mithalten. Einige Setup-Abstimmungen sind sicherlich noch notwendig, aber auch aus der Box fährt sich das Teilchen echt schick! Und das trotz eher günstigen Testkomponenten. So kam ein Carson 10,– Servo mit Plastikgetriebe zum Einsatz ebenso die Carson 2,4Ghz-Funke mit Display. Das Fahrverhalten lässt sich also auch noch durch höherwertiges Equipment verbessern.

    Einen Minuspunkt gibt es leider trotzdem. Ich sag das jetzt mal „neutral“ Lucas und Kugeldifferenziale sind eindeutig seit über 16 Jahren NICHT kompatibel. Mir geht einer ab, wenn man dem Kugeldreck während des Fahrens beim lockerwerden zuschauen kann.
    Mag sein, dass bessere Fahrer als ich auf diesen Kugelklingbims stehen, bei mir fliegt das raus und wird doch das von mir sooo geliebte Undichterential vom TA-06 ersetzt. Dank neuer Getriebebox von Tamiya für den Ff-03R ist der Tausch nun ja kein Problem mehr.

    Endlich kann ich auch an den Nightraces des MRC. Wiener Neustadt teilnehmen OHNE einen TT-01 fahren zu müssen. Da wird ich lieber mit einem FF-03 erster (vom unteren Ende der Ergebisliste gesehen ;-)).

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